Love & Hate für die großen Bubbles
Wie kein anderes Getränk dieser Welt steht Champagner für Luxus - bis heute. Und klar, Champagner hat in der Regel auch seinen Preis. Bei round about 30€ geht's los und ab da gilt das Motto "Sky's the limit". Wir möchten in diesem Beitrag mal mit einigen Mythen, Marken, falschem Denken und exorbitanten Preisen aufräumen. Denn zwei Dinge sind klar: Champagner kann genial sein. Die meisten sind es aber nicht! So wie eigentlich überall. Sonst hätten wir als Händler und Gastronomen auch keine Daseinsberechtigung. Denn am Ende trennen wir mit Wissen und Herz die Spreu vom Weizen und kuratieren ein aus unserer Perspektive geniales Portfolio um euch nur das Beste in die Gläser zu gießen. Aber auch hier arbeitet nicht jeder Händler gleich, dazu aber später mehr.
Zu erst ein kurzer Exkurs bzw. die kurzgehaltene Antwort auf die Frage, was Champagner eigentlich ist.
Champagner ist Schaumwein aus der namensgebenden Region im Nord-Osten Frankreichs. Um einen immer gleichen Qualitätsstandard zu gewährleisten, dürfen nur 7 Rebsorten (Chardonnay, Pinot Noir, Meunier sowie die seltener vertretenen Rebsorten Pinot Blanc, Pinot Gris, Petit Meslier und Ariane) zur Herstellung verwendet werden und jeder Schaumwein muss zwingend nach der Méthode Champenoise, also der traditionellen Flaschengärung, hergestellt werden. Diese wird übrigens auch von einigen deutschen Sekthäusern genutzt, da das Verfahren viel hochwertiger ist, als das nachträgliche Karboniesieren, wie es bei den ganzen Billo-Bubbles dieser Welt der Fall ist.
Danach muss jahrgangsloser Champagner mindestens 15 Monate reifen, Jahrgangs-Champagner sogar 36 Monate, bevor er in den Verkauf kommen darf. All dies macht hochwertigen Schaumwein übrigens zum teuersten Produkt der Branche, was die Produktion angeht.
Es gibt auch noch diverse Regeln zur Pflanzung, zum Ertrag, zum Ausbau usw., aber das würde jetzt den Rahmen sprengen.
All diese Regeln dienen dazu, die Grundqualität der von hier stammenden Weine zu gewährleisten. Doch wirklich gut sind deswegen längst nicht alle Betriebe. Und schonmal gar nicht die "Möchtegern großen Namen" wie bspw. dieser Supermarkt-Champagner mit dem gelben Etikett. Die Bekanntheit der Namen basiert lediglich auf unsäglich teurem Marketing und einer immensen Vertriebsflotte. Die dadurch entstehenden Kosten werden natürlich auf das Produkt umgelegt und die Produktionskosten - und damit auch die Qualität - werden minimal gehalten, um eine möglichst hohe Marge zu erzielen. Denn: hinter den meisten Betrieben stecken Konzerne mit Aktionären.
Mit kleinen, familiengeführten Handwerksbetrieben zu arbeiten macht hier also doppelt Sinn: erstens liefern diese Betriebe eine deutlich höhere Qualität, weil sie Champagner aus Überzeugung und mit Herzblut produzieren (sog. Grower Champagne) und zweitens ist der Kostenapparat um ein Vielfaches kleiner. Kein bis kaum Marketing, keine Promi-Markenbotschafter, keine Vertriebsflotte, keine pompösen Bauten, die instandgehalten werden müssen und und und. Man definiert sich hier über Qualität und den Vertrieb übernehmen ebenso qualitätsversessene Händler wie wir in den jeweiligen Ländern. Beides kommt ohne Frage der Qualität zu Gute.
Doch auch dieses Konzept hat seine Schattenseiten. Zumindest gibt es einige Händler, die manche Weingüter exklusiv vertreten und diese Exklusivität nutzen, um die Preise hierzulande dann so wahnwitzig exorbitant nach oben treiben und/oder die Abnahme von aktuell sehr gefragten Häusern an die Abnahme von anderen Weinen knüpfen, die sie anders nicht verkauft bekommen. "Du willst 12 Flaschen vom Champagner XY für deine Weinkarte!? Dann musst du noch 300 Flaschen Marken-Provence-Rosé abnehmen." Manche haben dies schon so auf die Spitze getrieben, dass sogar Abmahnungen von den Weingütern kamen und Spitzen-Gastronomien stocksauer sind, weil sie nunmal keine 300 Flaschen Marken-Rosé brauchen. Niemand braucht die. Selbst Schuld wenn man sich sowas aufs Lager legt.
Das Gute ist, dass es auch Händler wie uns gibt, die eng mit den Familienbetrieben zusammenarbeiten und ebenso passioniert sind, was die Produkte angeht. Wir sind nämlich nicht nur Händler, sondern auch Gastronomen und keine Ahnung, haben halt auch ein Gewissen.
Klar, Geld verdienen müssen wir auch und gute Arbeit soll und muss auch bezahlt werden, aber das kann man auch anders lösen.
Wie schon erwähnt ist unser Weg die Qualität. So haben sich neben den trinkig, unkomplizierten Champagnern von Remy-Massin über die letzten Jahre auch die beiden, hierzulande völlig unbekannten Betriebe Crété Chamberlin, das von den herzlichen Geschwistern Blandine und Mathieu (Bild oben) geführt wird, und Laculle-Fréres in unserem Portfolio etabliert. Laculle-Fréres wird von den Brüdern Victor und Edouard geführt, die übrigens mit Blandine und Mathieu befreundet sind. Die drei Betriebe unterscheiden sich in ihren Stilistiken und den primär genutzten Rebsorten, so dass wir alle drei auch gleichermaßen etablieren konnten. Und da sich unsere Handwerks-Champagner sowohl in unserer Bar am Düsseldorfer Carlsplatz, als auch online und im B2B-Bereich so großer Beliebtheit erfreuen und auch einfach ein unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis liefern, kommen in den nächsten Wochen noch einige neue Betriebe dazu, die uns auf der Printemps de Champagne aus den Socken gehauen haben. Denn wir wollen und brauchen mehr von diesen genialen Produkten, denn die Produktionsmengen sind meistens klein und unser Bedarf steigt. Das treibt uns aber nicht dazu, unser Portfolio zu verwässern und Industrie-Champagner aufzunehmen, der komischerweise das ganze Jahr verfügbar ist.
Champagner wurde zu einem Statussymbol für Luxus gemacht und sicher, viele bewegen sich in Preisklassen, die für viele Menschen nicht bezahlbar sind oder wo manchmal auch jede Verhältnismäßigkeit völlig verloren gegangen ist. Aber Champagner ist im Wesen Handwerk und richtig gute Champagner werden nur von denen produziert, die es mit Hingabe und Herzblut machen. Industriell lässt sich der Prozess bis heute nicht in wirklich gut abbilden. Das ist das Romantische an diesem wunderbaren Produkt.