Rheingau-Tasting
Den Auftakt unserer Concept Riesling Tastings am 6. Januar 2023 macht das Rheingau-Tasting. Diesmal haben wir uns mal für ein anderes Veranstaltungsformat entschieden und die Location gewechselt. Um 18:30 Uhr trafen sich 12 Weinliebhaber aus ganz Deutschland im Grande Étoile Restaurant in der Düsseldorfer Carlstadt. Im Private Dining Raum hatten wir einen exklusiven Verkostungsort. Das Grande Étoile bereitete ein wunderbares 7-Gang Menü vor und brillierte mit einem unglaublich zuvorkommenden, exzellenten Service.
Wir haben keine Weinbegleitung gemacht, sondern gegessen und verkostet (und getrunken!). Guter Wein, gutes Essen - die Kombination ist mir häufig wesentlich lieber als eine Weinbegleitung.
Als Aperitif genossen wir den 2009 Sekt brut vom Weingut Breuer. Eine Cuvée aus Spät-, Grau- und Weissburgunder, die über 10 Jahre auf der Hefe liegt und in unserem Fall im Januar 2022 degorgiert wurde. Ein sehr reifer, betörender Schaumwein, der gleich zu Beginn ein Lächeln in die Gesichter zauberte.
Während des Abends gab es eine Vielzahl an spannenden Themen über die wir gesprochen haben. Wir haben versucht den Rheingau etwas zu beleuchten. Was macht diese Region aus und wieso ist sie für uns bis auf wenige Ausnahmen uninteressant geworden? Wer sind die Parade-Winzer/innen und wie entwickelt sich diese Region.
Das kleine Weinbaugebiet, das eine unglaublich große Tradition hat und wo sich auch der Ursprung von Flaschenweinabfüllung und Gründung des VDPs (Vorgängervereinigung) befinden, ist in den letzten Jahrzehnten (so meinen wir) in einen Stillstand geraten. Wenig Veränderung und Anpassung an die klimatischen Veränderung, wenig Progression, so gut wie keine Dynamik. Vermutlich reicht das "Tür öffnen" für den Frankfurter und Wiesbadener Großraum um Wein nach wie vor gut zu verkaufen. Charakteristisch bei der Mehrzahl der Weine: Zu reif gelesen, fette, plumpe Weine, die mit zu viel Süße sich zu einer Flüssigkeit mit ordentlich Trinkwiderstand entwickeln.
Selbstverständlich gibt es Ausnahmen und im Rheingau gibt es Weingüter, die absolut großartige Weine produzieren. Die "Speerspitze" mit den Betrieben Georg Breuer & Peter Jakob Kühn gelten nicht nur für uns, sondern auch international zu den herrausragenden Weingüter. Beide Weingüter höchst unterschiedlich in ihrer Art und beide weltklasse.
Das Weingut Goldatzel ist für uns seit ein paar Jahren, DER aufstrebende Betrieb. Klare, präzise, frische und dennoch herkunftstypische Rheingau-Weine, die einfach unglaublich viel Freude bereiten. Familie Groß macht den Rheingau wieder sexy. In unserem Tasting verkosteten wir zu Beginn die "Alten Reben" aus 2017 und "Bestes Fass" aus 2016. Das ist einfach richtig gut und begeisterte die Runde sofort. Für die meisten Teilnehmer auch eine Neuentdeckung.
Wir verkosteten Doosberg und St. Nikolaus vom Weingut Peter Jakob Kühn. Sowohl angereift, als auch sehr gereift. In der Moderation gabs etwas Licht in die Entwicklung von PJK. Einfach spannend, was hier in den letzten 20 Jahren passiert ist.
Breuer Action war natürlich ganz ganz wichtig! Wir verkosteten zunächst den Lorch Estate um das Thema Klimawandel und Umstrukturierung zu besprechen. Lorch ist eine ziemliche Rakete und das wird uns in den nächsten Jahren sehr viel Freude machen. Zeit für Reife: Nonnenberg 2005 und 2007. Grandios!
Das Weingut Robert Weil muss beim Thema Rheingau natürlich ausführlich verkostet werden. Ein Weingut mit Historie, die nicht nur den Rheingauer Wein in der Welt beflügelte, sondern auch den deutschen. Wenn man berücksichtigt, dass vom Kiedricher Gräfenberg GG bis zu 40.000 Flaschen produziert werden, ist das ziemlich irre. Wir verkosten eine Vertikale von 2007 bis 2009. 2008 präsentiert sich tropisch, laut und mit viel Saft und Zug. 2009 sicherlich der geradlinigste Wein in dem Flight.
Neben einem 2015er Gräfenberg GG schmeckten wir in den 2019 Monte Vacano rein. Ein wirklich extrem feiner, mineralischer Riesling mit Tiefgang. Wow!
Nun kam etwas Rheingau Klassik mit Künstlers Hölle aus den gleichen Jahren wie Breuers Nonnenberg. Dazu eine 2002er Auslese trocken.
Zum Abschluss und wieder frisch werden, gab es dann noch den 16er Hasensprung Riesling von Goldatzel. Naja, und dann gab es noch 1,2,9 Altbier in der Altstadt, denn auch diese Verkostungsgruppe hat sich wieder einmal prächtig verstanden.